Blanc de Noir oder nicht?

Blanc de Noir 2020 – heißt jetzt erst mal anders!

 

Bei der Herstellung eines Blanc de Noir werden rote Trauben weiß gekeltert. In unserem Fall sind das immer 100% Spätburgunder Trauben aus eigenem Anbau, diese werden geerntet, ins Weingut gebracht und dann sehr schnell auf die Presse gegeben. Die Farbe, die einen Spätburgunder (und alle anderen Rotweine) tatsächlich rot färbt sitzt in der Schale. Direkt abgepresst bleibt der größte Teil der Farbe in der Schale und nur ein Teil der Farbe fällt aus und bleibt als Rosaton im Wein.

Und jetzt kommt das große ABER: Wein ist ein Naturprodukt – stark abhängig vom Wetter und Klima des jeweiligen Jahrgangs, und von daher in jedem Jahr etwas anders. 2020 hatten wir einen sensationellen Sommer. Viel Sonne, warme Temperaturen und so gut wie keinen Niederschlag. Wie in jedem Jahr begleiten wir die Rebe in vielen Arbeitsschritten durch den Sommer: Entblättern, Laub schneiden, Bodenbearbeitung und das beiheften der lang gewachsenen Triebe – alles mit dem Ziel gesunde und reife Trauben zu ernten.
Die Lese fand im frühen September statt und wir hatten gut gearbeitet: Tolle, perfekt gereifte Trauben kamen in die Eimer die dazu noch ein wunderbares Aroma entwickelt hatten. Der Saft lief zartrosa von der Presse – eine schöne Erinnerung an diesen tollen Sommer in dem die viele Sonne für intensivere Farbpigmente in der Traubenschale gesorgt hat.

Die rosa-Färbung blieb im Most und über die Gärung dann auch im fertigen Wein den wir dann im Frühjahr auf die Flasche gefüllt haben.

LEIDER sah das die Prüfstelle* für die amtliche Zulassung für Deutschen Qualitätswein anders. Diese arbeiten mit einem standartisiertem Farbschema und nach diesem war unser Blanc de Noir 2020 geschmacklich wunderbar, aber zu farbintensiv, sprich zu rosa. Zunächst hieß es, es reicht aus, wenn wir auf dem Rückenetikett den Wein als „Spätburgunder Weissherbt“ bezeichnen was wir auf den Etiketten entsprechend umgesetzt haben.

Im August dann, machte uns die Weinkontrolle** darauf aufmerksam das diese Lösung nicht zulässig ist und wir den Verbraucher arglistig täuschen. Der Wein dürfte keinesfalls als Blanc de Noir bezeichnet werden, er sei nicht „Blanc“, passt nicht in das amtliche festgelegte Farbschema. Wir müssten sofort alle Etiketten wegschmeißen, neu drucken und den Wein aus dem Verkauf nehmen. Wir konnten uns noch darauf einigen, dass zumindest die bereits etikettierten Flaschen im Verkauf bleiben durften.

Deshalb hat unser Blanc de Noir also aktuell diesen Aufkleber über dem Etikett. Wir fanden es unsinnig und wenig nachhaltig zigtausende Etiketten einfach so in den Müll zu werfen. Genauso wie wir es unsinnig finden, dass bei einem Naturprodukt wie Wein auf amtlicher Ebene die Natur nicht berücksichtig wird.

Und übrigens – man kann mit Hilfe von Schönungen dem Blanc de Noir die Farbe entziehen – aber für uns ist das nicht Sinn der Sache. Wir machen Weine die Jahrgangsunterschiede zeigen, die geschmacklich und farblich je nach Jahrgang variieren. Wir wollen im Keller so wenig wie möglich eingreifen und den Wein so vergären wie er in den Keller kommt. Dafür arbeiten wir das ganze Jahr im im Weinberg sehr intensiv und akribisch denn nur gut gewachsene Trauben geben gut Weine.

*Jeder unserer Weine wird einer amtlichen Prüfung unterzogen und von einer amtlichen Behörde probiert und beurteilt. Nur wenn der Wein einwandfrei ist bekommt er die amtliche Prüfung und darf als Deutscher Qualitätswein verkauft werden.

**Die Weinkontrolle ist das Gremium was die Arbeiter der Winzer überwacht.